Bei der Veranstaltung zum Thema „Geschäftsanbahnung Denkmalschutz Niederlande“ am 14.01.2016 im Schloss Raesfeld konnten sich die Anwesenden über Möglichkeiten und Chancen nordrheinwestfälischer Betriebe im Bereich der Restaurierung, Sanierung und Renovierung von Denkmälern und Gebäuden in den Niederlanden informieren.
Dr. Ursula Baumeister, Leiterin der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld, begrüßte die insgesamt 55 Teilnehmer aus Handwerksbetrieben, die in der Restaurierung, Sanierung oder Renovierung von Denkmälern tätig sind und sich über ihre Marktchancen in den Niederlanden informieren wollten.
Beim geführten Rundgang durch das Bildungszentrum für handwerkliche Denkmalpflege im Schloss Raesfeld konnten sich sowohl die niederländischen Fachreferenten als auch die deutschen Teilnehmer von dem großen Fundus authentischen Fachwissens in der Akademie Raesfeld und den dortigen Werkstätten überzeugen.
Und Baumeister ergänzte: „Auch wir haben über die Grenze in die Niederlande geschaut und wir würden gerne mit unserem Wissen zur Stärkung der deutsch-niederländischen Kooperation in der Denkmalpflege beitragen.“
Hintergrund für diese Veranstaltung ist der immense Bestand an historischen Gebäuden in niederländischen Städte und Gemeinden. Das Bewusstsein für das historische und kulturelle Erbgut wächst stetig laut einer Untersuchung der niederländischen Stiftung „Restauratiefonds“.
Gleichzeitig stellt die Erhaltung und fachgerechte Restaurierung der Gebäude die Eigentümer auch immer wieder vor Probleme. Über das nötige Spezialwissen verfügen nur noch wenige niederländische Unternehmen und Fachkräfte. Deutsche Handwerksbetriebe setzen hier hingegen Maßstäbe und können auf wertvolle Erfahrung zurückgreifen. Trotzdem wagen gerade in der Denkmalpflege bislang nur wenige Unternehmen den Schritt über die Grenze.
Um die niederländischen Strukturen besser zu verstehen, referierte Stefanie Weber, Geschäftsführerin des niederländischen Architekturbüros TAK architecten zu dem Thema „Denkmalpflege in den Niederlanden – Strukturen und Besonderheiten“. Die Anwesenden erfuhren, dass es vier Arten von Denkmälern in den Niederlanden gibt: Reichs-, Gemeinde-, Provinzdenkmäler und geschützte Stadt- und Dorfansichten. Davon hängt es ab, welche Behörde zuständig ist und bei wem Genehmigungen einzuholen sind.
Bisher wäre eine „ERM-Zertifizierung“ (Erkende Restauratiequaliteit Monumentenzorg) nicht verpflichtend, aber Betriebe, die tätig werden wollen, müssen vorher mit Hilfe von Referenzen auf jeden Fall den Nachweis erbringen, dass sie in der Lage sind, die Restaurierungsarbeiten fachgerecht durchzuführen. Hier spielen die 18 vornehmlich in der Restaurierung tätigen Architekturbüros eine wichtige Rolle für einen potentiellen Markteintritt.
Im anschließenden Erfahrungsbericht unter dem Thema „Vorgaben der Denkmalpflege und handwerklichen Umsetzung – Spagat oder Einklang?“ zeigte Eckard Zurheide, Eigentümer eines denkmalgeschützten Hauses in den Niederlanden und Geschäftsbereichsleiter Handwerkliche Denkmalpflege Akademie Schloss Raesfeld, sehr anschaulich mit vielen Bildern untermauert, wie er seit 2003 in Winterswijk sein unter Denkmalschutz stehendes Haus sukzessive restauriert und renoviert – vom Schornstein, über die Fensterläden, Fenstergitter, Fenster und Fassade bis hin zur Decke und den Putzausbesserungen im Haus.
Die Arbeiten wurden sowohl von niederländischen als auch deutschen Handwerksbetrieben ausgeführt.
Die Frage nach dem Umgang mit den Behörden – in diesem Fall der Unteren Denkmalbehörde in Winterswijk, bei der für die jeweiligen Maßnahmen ein Antrag auf denkmalrechtliche Genehmigung zu stellen ist – beantwortete der seit 1989 in Winterswijk lebende Zurheide so: „Es ist wichtig, sich selber ein Netzwerk aufzubauen, mit den Leuten zu reden und Vertrauen aufzubauen.“ Seiner Ansicht nach sei so über die Jahre ein sehr enges Vertrauensverhältnis entstanden, welches auch zu einer nachhaltigen Berücksichtigung bei der Vergabe von Fördermitteln geführt hat.
Der dritte Vortrag „Prozesse, Richtlinien, Auftragsvergabe am Beispiel der Denkmalpflege an Utrechter Hofjes, „Hofgemeinschaften“ aus dem 16. und 17. Jahrhundert“ wurde von Arno Oldenmenger, technischer Geschäftsführer Weijmann Vastgoedonderhoud, und Hilde van Werven, Geschäftsführerin Het Utrechts Monumentenfonds, gehalten. Als niederländische Experten und Branchenvertreter referierten beide anhand eines konkreten Projektes in Utrecht über die Art und Weise der Auftragsvergabe bei Restaurierungsprojekten.
„Für den Markteinstieg sei wesentlich, dass in den Niederlanden die Vergabe häufig über einige spezialisierte Generalunternehmer erfolgt, die sich dann ihrerseits wieder Fachbetrieben als Subunternehmer bedienen.“
„Diese Informationsveranstaltung war nur ein erster Baustein, weitere Aktionen wie eine Unternehmerreise in die Niederlande und ein Matchmaking sind geplant“, so Silke Kretschmer, Projektleiterin NRW.International. Ziel sei, langfristige Strukturen aufzubauen und Kooperationen zu schaffen, um so den deutschen Handwerksbetrieben den Marktzugang in den Niederlanden bei der Restaurierung, Sanierung und Renovierung von denkmalgeschützten Monumenten zu ermöglichen.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Deutsch-Niederländische Handelskammer im Auftrag von NRW.International und in enger Zusammenarbeit mit NRW Handwerk international, vertreten durch die Handwerkskammern Münster und Düsseldorf, die Kreishandwerkerschaft Borken und den Fachverband des Tischlerhandwerks NRW.
Nähere Informationen sind erhältlich bei Frau Bongert-Boekhout bei der Kreishandwerkerschaft Borken, Telefon 02871 2524-13 oder per E-Mail: hildegard.bongert@kh-borken.de