Vor gut 20 Jahren gründete sich die Zimmerer-Innung Borken. Seitdem hat das Zimmerer-Handwerk im Kreis Borken eine sehr positive Entwicklung genommen. Das war Anlass genug, dieses Jubiläum zu feiern.
Hendrik Lensing, Obermeister der Innung freute sich daher, zahlreiche Gäste am vergangenen Freitag in den Räumlichkeiten der Firma Brüninghoff GmbH & Co. KG in Heiden zu diesem Ereignis begrüßen zu können.
Zur Erinnerung an die Entstehung las Christoph Bruns, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Borken, auszugsweise aus dem Gründungsprotokoll vor. 10 Betriebe waren es vor rund 20 Jahren, die damals nach zahlreichen Vorgesprächen im Hotel Lövelt in Südlohn zusammenkamen, um den zunehmenden Wunsch nach Gründung einer eigenständigen Zimmerer-Innung in die Tat umzusetzen.
Bis heute ist die Mitgliederzahl auf 43 angewachsen. Erster Obermeister der Innung war Josef Terhalle aus Ahaus-Ottenstein, gefolgt von Roger Hagemann aus Schöppingen und dem aktuellen Obermeister Hendrik Lensing aus Bocholt.
Die Innung bildet aktuell 71 Lehrlinge in drei Ausbildungsjahren aus und 17 Neuverträge für den Ausbildungsbeginn 01.08.2014 sind bereits abgeschlossen.
Sven Brüninghoff stellte seine Firma zunächst in Wort und Bild vor und in der anschließenden Betriebsbesichtigung konnten sich die Anwesenden davon überzeugen, wie sich das vor 40 Jahren gegründete Holzbauunternehmen zu einem expandierenden Unternehmen entwickelt hat.
Highlight der Jubiläumsveranstaltung war der Festvortrag von Robert Bergmüller, Präsident der Vereinigung ZimmererMeisterHaus unter dem Motto „Zwei Jahrzehnte Zimmerer-Innung Borken – Wohin steuert das Zimmerer-Handwerk?“. Eindrucksvoll schilderte der aus Bayerbach nahe Landshut stammende Bergmüller, wie Zimmererbetriebe und Gesellschaft sich im stetigen Wandel befinden, der von vielen Parametern beeinflusst wird. „In Deutschland gibt es 11.413 Zimmereien mit durchschnittlich 5,7 Beschäftigten. Knapp 65.000 Menschen arbeiten in der Branche, deren Umsatz in diesem Jahr auf schätzungsweise 6,5 Mrd. Euro ansteigen wird.“, so Bergmüller. Und die Ausbildungsbereitschaft sei mit 10,6 % unverändert hoch.
Nach Einschätzung von Bergmüller kommt dem Sanierungsmarkt eine zunehmende Bedeutung zu und Betriebe, die hier Alleinstellungsmerkmale entwickeln, hätten gute Perspektiven. Außerdem verwies er auf den Energiesektor: „ Die billigste, wirtschaftlichste und umweltfreundlichste ist die eingesparte Energie“. Ferner könne sich der Holzbau der Schonung von Ressourcen nicht entziehen „und nicht darauf vertrauen, dass die Natur den Rohstoff Holz unendlich zur Verfügung stellt“, so dass eine intelligente Bauweise laut Bergmüller immer wichtiger würde.
Bergmüller zeigte sich erleichtert darüber, als auf der diesjährigen Handwerksmesse verkündet wurde, dass der Meisterbrief bleibt. Er plädierte aber auch dafür, dass die Lerninhalte stimmen und aktuell sein müssten: „Zimmerer arbeiten heute anders als beim alten Josef.“
Er gab den Anwesenden den Rat, sich als Chef die richtigen Ziele und Visionen zu setzen bzw. die Mannschaft so zu begleiten, dass die gesteckten Ziele erreicht würden. „Flexibel sein, eventuell Allianzen schmieden, Orgatalent besitzen und auf die Forderungen des Marktes eingehen“, sei die Devise, so Bergmüller.
Dass man sich in Netzwerken einbindet und ein partnerschaftliches Miteinander statt Neid und Unehrlichkeit pflegt, hätte die Innung mit dem heutigen Jubiläum und den vergangenen 20 Jahren bewiesen.
Schließlich kamen in einer abschließenden Gesprächsrunde fünf der zehn Gründungsmitglieder zu Wort.
Josef Terhalle aus Ahaus-Ottenstein erinnerte an die fachlichen und emotionalen Gründe, die seinerzeit für die Gründung der Zimmerer-Innung gesprochen hätten.
Josef Brüninghoff aus Heiden betonte, dass es wichtig sei, dass die Lehrlinge nun in Borken und Ahaus zur Berufsschule gehen könnten und nicht wie früher nach Münster zur Schreinerberufsschule müssten.
Dem fügte Andreas Kemper aus Borken hinzu, dass seine Erwartungen gänzlich erfüllt seien und die ganze Ausbildung in den Kreis Borken geholt wurde. „Außerdem ist die Weiterbildung der Innung sehr interessant“, so Kemper. Für Heinrich Kampshoff aus Bocholt steckte natürlich auch ein gewisser Eigennutz in der Gründung der Innung, denn Bedingung dafür Zimmerermeister zu sein, war die Mitgliedschaft in einer Zimmererinnung.
Ludger Möllers aus Stadtlohn fasste zusammen, was einen guten Zimmererbetrieb ausmacht: „1. als Unternehmen nichts dem Zufall überlassen, zielorientiert handeln und den Markt analysieren, 2. immer auf dem Laufenden bleiben, d. h. lebenslanges Lernen und 3. muss jeder an sich und an das Unternehmen sehr hohe Anforderungen stellen, wobei das Umfeld auch mitmachen muss.“
Zu den weiteren fünf Gründungsmitglieder gehören die Firmen Tenhumberg aus Vreden, Bartsch aus Ahaus-Ottenstein, Lechtenberg aus Borken, Süthold Gebr. Wolters aus Borken und Johann Stanik aus Bocholt.
Nach diesem offiziellen Part ging es über zum gemütlichen Teil, bei dem sowohl die vergangenen 20 Jahre als auch die Gegenwart für genügend Gesprächsstoff sorgten.