Kreis Borken. Der Blick geht weit über den eigenen Tellerrand. „Weltweit sind die Handwerksbetriebe aus dem Kreis Borken unterwegs“, erfuhren die Bundestagsabgeordnete Claudia Bögel und Kevin Schneider von den Jungliberalen beim Treffen mit Hauptgeschäftsführer Christoph Bruns von der Kreishandwerkerschaft Borken, der 2000 mittelständische Betriebe freiwillig angeschlossen sind.
„Wirtschaft und Handwerk sind bei uns im Kreis allein schon wegen der direkten Nachbarschaft zu den Niederlanden traditionell exportorientiert“, informierte Bruns die mittelstandspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. Es gebe zudem viele Kooperationen mit Firmen aus dem benachbarten Königreich. Als Zulieferer – beispielsweise auch für die Automobilbranche – sei man weltweit unterwegs. Bedingt durch die räumliche Nähe zum Ruhrgebiet und zur Rheinschiene habe man auch mit diesen beiden Ballungsräumen sehr gute wirtschaftliche Beziehungen, so der Hauptgeschäftsführer.
Kleine und mittlere Handwerksbetriebe könnten sich im Gegensatz zu großen Industriebetrieben stets schnell und in sehr kurzer Zeit auf die Erfordernisse des Marktes einstellen. Das zeichne sie aus und mache sie so erfolgreich, erklärte die FDP-Wirtschaftspolitikerin. Die gute Ausbildung der Mitarbeiter sei ebenfalls ein Pfund, mit dem die Betriebe im internationalen Vergleich wuchern könnten. Einigkeit besteht darin, das duale Ausbildungssystem nicht anzutasten. „Darum beneiden uns unsere ausländischen Mitbewerber“, weiß Claudia Bögel aus vielen Gesprächen.
Und trotzdem. Der Fachkräftemangel macht sich bereits in verschiedenen Berufszweigen bemerkbar, so Bruns. Einig ist er sich mit der FDP-Bundestagsabgeordneten, dass dringend gegengesteuert werden muss. Schüler wie Eltern wüssten vielfach nicht, dass jungen Menschen alle Wege offenen Stünden, wenn sie nach der Schule zunächst einmal eine Lehre absolvierten, erklärte Claudia Bögel unter dem zustimmenden Nicken von Bruns. Im Kreis Borken sei man von Seiten der Kreishandwerkerschaft bereits in die Offensive gegangen, um diesem Informationsdefizit zu begegnen. Mit der Agentur für Arbeit besuche man Schulen, um Lehrer wie auch Schüler über die vielen Möglichkeiten zu informieren, die ein junger Menschen mit abgeschlossener Lehre heute habe. „Und gutes Geld kann heute auch in Berufen ohne Hochschulstudium verdient werden“, fügte Claudia Bögel an.
Eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel in Deutschland zu begegnen, sieht die mittelstandspolitische Sprecherin der FDP darin, junge Laute aus EU-Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit schon zur Ausbildung nach Deutschland einzuladen. „Wer will, ist eingeladen, auch danach zu bleiben“, so Claudia Bögel. Eine Voraussetzung müssten die ausländischen Auszubildenden allerdings mitbringen: „Sie müssen die deutsche Spreche beherrschen, damit sie sich problemlos bei uns zurechtfinden.“ Kevin Schneider, der einen spanischen Großvater hat, der als Gastarbeiter schon früh nach Deutschland kam, sprach sich dafür aus, diesen Weg einzuschlagen, um die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich langfristig wettbewerbsfähig zu erhalten.
Einigkeit besteht auf beiden Seiten, dass unbedingt am „Meister im Handwerk“ festgehalten werden muss. „Der Meistertitel ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal und steht für gute Arbeit! Darauf können wir nicht verzichten“, strich Claudia Bögel heraus.